Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 16.04.2019

Musikalischer Hochgenuss im Dreierpack

Shantychor, E-Chor und Männerchor Lahnstein gratulierten der Stadt Lahnstein mit einem Konzert zum 50. Geburtstag
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Bletzer

Lahnstein. Da hat die Stadt Lahnstein erst ein halbes Jahrhundert alt werden müssen, um das hier zu erleben: Zum ersten Mal haben die drei am Rhein-Lahn-Eck ansässigen weltlichen Chöre ein gemeinsames Konzert gegeben - und damit eindrucksvoll in die Tat umgesetzt, was Stadtchef Peter Labonte eingangs so beschrieb: "Sie, liebe Zuhörer, kommen in den Genuss aller Männer- und auch Frauenstimmen, die seit Jahrzehnten unser Kulturleben bereichern." Allein von daher war es also schon so etwas wie eine Mega-Veranstaltung, dieses Frühlingskonzert, das an einem eher spätwinterlichen Tag für Lust und Laune sorgte. Aber natürlich nicht nur von daher. Denn was die drei Akteure in jeweils zwei Konzertblöcken vor und nach der Pause und auf jeweils sehr individuelle, unterschiedliche Art und Weise zu Gehör brachten, war, um es auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, vor allem eines: musikalisch tipptopp und auf ganzer Linie überzeugend.

Angefangen beim Shantychor der Marinekameradschaft Admiral Mischke Lahnstein 1912, der gewohnt schwungvoll ins musikalische Geschehen einstieg. Und der Stadt am Zusammenfluss von Rhein und Lahn, alles andere wäre auch ziemlich komisch gewesen, mit Liedern von tiefen Ozeanen, von Fernweh, Abenteuerlust und unstillbarer Sehnsucht nach dem Zuhause seine Reverenz erwies. In der Dynamik eher zurückgenommene Shantys wie das tragische, von einem Schiffsunglück handelnde "Ave Maria der Meer" hatten die Lahnsteiner Seebären unter Leitung von Wolfgang Fink ebenso in der Pipeline wie die ursprünglich von der Band Santiano vom Stapel gelassene, von einem tänzerischen Rhythmus angetriebene "Kaperfahrt", bei der man endlich mal erfuhr, dass alle, die Tod und Teufel nicht fürchten, Männer mit Bärten sein müssen, oder den Pop-Klassiker "I am Sailing", bei dem Rod Stewarts charakteristische Reibeisenstimme zwar fehlte, der volle, satte Chorklang des Ensembles dieses "Manko" aber vergessen ließ. Reichlich Wellengang herrschte auch, um nur zwei weitere Beispiele zu nennen, beim Shanty "Der Bootsmann, der ist unser bestes Stück", der sich um das nobelste aller Seemanns-Getränke, den Rum, drehte, oder bei dem Lied "West-Zuidwest van Ameland", das der Shantychor nicht nur in der niederländischen Originalsprache sang, sondern auch gestenreich zur Geltung zu bringen verstand.

Der E-Chor des Marion-Dönhoff-Gymnasiums ("E wie Eingeborene, E wie Eingewanderte, E wie einfach mitmachen" lieferte OB Labonte eingangs eine neue Interpretation des Chornamens) blieb an Land, nahm dort aber ebenfalls ordentlich Fahrt auf. Bei insgesamt neun Titeln aus dem Pop-, Musical- und Filmmusikgenre bewiesen die Sängerinnen und Sänger rund um ihren Dirigenten Frank Schmitz einmal mehr, dass sie sich auf musikalisch tadellosem Niveau bewegen. So bereits beim Einstiegslied "Only Time" aus der Feder der irischen New-Age-Musikerin Enya. Beeindruckend, wie der E-Chor die wellenförmige Melodieführung dieses Titels zu transportieren wusste und wie er auch bei den anderen Beiträgen, zu denen beispielsweise Leonard Cohens "Hallelujah" oder Eric Claptons "Tears In Heaven" zählten, gleichermaßen mit technischer Akkuratesse wie mit emotionaler Ausdrucksstärke punktete. "Only Time", "Hallelujah", "Tears in Heaven"? Richtig: Das Ensemble des Marion-Dönhoff-Gymnasiums setzte ganz auf bekannte Chorliteratur. Rundum überzeugend brachte es zum Beispiel auch den lautmalerisch angehauchten Musical-Song "The Lion Sleeps Tonight" aus dem "König der Löwen" zu Gehör - und versah Ennio Morricones Filmlied "Nella Fantasia", das nicht zuletzt vom Dialog zwischen Frauenstimmen einer- und Männerstimmen andererseits lebt, mit einer geballten Ladung italienischem Schmelz.

Auch den Männerchor Lahnstein als dritten Akteur des Abends zog es kurzzeitig nach Italien - mit dem "Chor der Gefangenen" aus der Verdi-Oper "Nabucco" nämlich, in dem laut Libretto die in Babylonien gefangenen Hebräer das ferne Heimatland beklagen. Womit auch schon das entscheidende Stichwort gefallen wäre: In Anlehnung an den diesjährigen Kultursommer und als Reverenz gegenüber dem Geburtstagskind hatten sich die stimmgewaltigen Herren rund um Chorleiter Franz Rudolf Stein das Thema "Heimat" vor die Brust genommen. Und begeisterten mit ihrem sich durchweg auf einem hohen gesanglichen Niveau angesiedelten, stilsicheren Vortrag gleichermaßen bei eher getragenen Programmpunkten, darunter Werner Bochmanns "Heimat, deine Sterne", und uneingeschränkt dynamischen Liedern, zu denen unter anderem Ernst Fischers phasenweise an eine Karussellfahrt erinnernder Walzer "Lob des Rheins" zählte. Noch eine Ecke heimatlicher ging es dann im zweiten Konzertblock zu. Hier erklangen die in Lohnschdener Platt gesungenen und von Michael Eisenbarth in ebendiesem Idiom anmoderierten Lieder "Dat es de Plage", "Dat Wasser von Lohnschde" (O-Ton Eisenbarth: "Das haben wir von den Bläck Fööss geklaut und in richtiges Deutsch übersetzt") - mehr Heimat-Feeling geht wohl kaum.

Dazu gab eine Extradosis Humor. Ganz gleich ob Eberhard Schreiner beim Shantychor ("Dieses Lied stammt aus der Feder unseres Sängers Hans-Werner Schupbach. Er hat nur einen Nachteil: Er kommt aus Braubach"), Frank Schmitz beim E-Chor ("Wenn Sie noch mehr von dieser Art hören wollen, sind sie hier falsch") oder Bernd Geil beim Männerchor Lahnstein ("Ich muss ein paar Sätze mehr sagen, weil unser Pianist noch seine Noten sucht") - die Moderatoren trugen entscheidend dazu bei, dass es nicht nur ein musikalisch hochwertiger, sondern auch ein höchst amüsanter Abend war.





Premiere in der Stadthalle: Zum 50. Geburtstag der Stadt Lahnstein gaben dort der E-Chor des Marion-Dönhoff-Gymnasiums (oben), der Männerchor Lahnstein (unten links) und der Shantychor der Marinekameradschaft Admiral Mischke zum ersten Mal ein gemeinsames Konzert.
Foto: Ulrike Bletzer