Pressestimmen zum Männerchor Frohsinn Lahnstein



Rhein-Lahn-Zeitung vom 07.12.2016

Traditionsreich, aber immer wieder einmalig

Adventskonzert Männerchor Frohsinn, Solist Edelmann, Streichquartett Mélange und Pianist Wöllstein beeindruckten
Von unserer Mitarbeiterin Ulrike Bletzer

Lahnstein. Ein in der Tat rundes, stimmiges Programm war es, das der Chorleiter einer- und der Ex- sowie Ehrenvorsitzende andererseits da zusammen ausgetüftelt hatten: Klassiker aus dem Operngenre planten Franz Rudolf Stein und Günter Sporenberg für das diesjährige Adventskonzert des Männerchors Frohsinn Lahnstein ebenso ein wie - alles andere wäre auch eine Riesenenttäuschung gewesen - wunderschöne Advents- und Weihnachtslieder, Altbekanntes aus dem Repertoire des Traditionschors ebenso wie den einen oder anderen Beitrag, den er bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal darbot, verspielte kleine Melodien ebenso wie pointierte, voller Dynamik steckende Rhythmen.

Von Oper bis Polka
Bernd Geil, Stadtarchivar und seit Januar der neue Erste Frohsinn-Vorsitzende, brachte noch sein Faible für die örtliche Geschichte in die Begrüßung mit ein ("Unser Chor ist jünger als die Stadt, aber älter als diese denkmalgeschützte Halle", womit er selbstredend die Lahnsteiner Stadthalle als Auftrittsort meinte), dann stieg der Frohsinn auch schon mit "Heil sei euch Geweihten", dem Schlusschor aus der Mozart-Oper "Die Zauberflöte", in gewohnt souveräner Manier in den Abend ein. Präzise Einsätze, ausdrucksstarke, sich zu einem harmonischen Gesamtbild zusammenfügende Stimmen und dazu eine geradezu schlafwandlerische Sicherheit in den Nuancen, Feinheiten, Übergängen - schon bei diesem ersten Lied ließ der 1875 gegründete Frohsinn keinen Zweifel daran, dass er nicht nur ein sehr traditionsreicher, sondern vor allem auch ein auf weit überdurchschnittlichem musikalischem Niveau agierender Chor ist.

Nicht minder beeindruckte die Performance, die die Frohsinn-Sänger in der ersten Konzerthälfte beim "Chor der Landleute" aus Friedrich Smetanas "Die verkaufte Braut" und der Polka "Leichtes Blut" an den Tag legten - einer beschwingten Komposition aus der Feder von Johann Strauss Sohn, die sich, bildlich gesprochen, einem Karussell gleich immerfort im Kreis drehte. Kurzum: Unter der gewohnt brillanten Leitung seines Dirigenten Franz Rudolf Stein zeigte der Chor wieder einmal die Klasse, die man seit Jahr und Tag von ihm kennt - eindrucksvoll verstärkt von insgesamt 13 Projektsängern, die im Vorfeld gemeinsam mit den Frohsinnlern für den großen Aufritt geprobt, geübt, unermüdlich an einzelnen Passagen und Feinheiten gefeilt hatten.

Dazu hatte man mit Peter Edelmann einen hochkarätigen "alten Bekannten" engagiert. Der österreichische Bariton, der dank seiner Auftritte an den großen Opernhäusern dieser Welt einen hervorragenden Ruf genießt und über die künstlerische Tätigkeit hinaus als Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien seine Erfahrung an andere weitergibt, hatte das Adventskonzert bereits in den Jahren 1992, 2001 und 2010 bereichert. Und setzte ihm auch diesmal mit seiner wundervollen warmen Stimme das Sahnehäubchen auf. Mal raumfüllend und mal lyrisch leise, fast zart kam sie daher, diese Stimme, die über die pure Perfektion der Vortragstechnik hinaus eine ungeheure Nuanciertheit und Individualität entfaltete. Ob bei dem schicksalshaft düsteren "Auf in den Kampf, Torero" aus Georges Bizets Oper "Carmen" oder mit italienischem Schmelz bei Stefano Donaudys "O del mio amato ben" und Ruggiero Leoncavallos "Mattinata" - Edelmanns Auftritt riss mit, ohne dabei jemals theatralisch oder gar aufgesetzt zu wirken.

Facetten des Streichquartetts
Das Frohsinn-Adventskonzert wäre jedoch keine runde Sache gewesen, hätte es da nicht noch das ebenfalls zur Tradition dieser Veranstaltung zählende Instrumentalensemble gegeben. Diesmal bestand es aus den vier jungen Damen Katharina Wimmer (1. Violine), Hendrike Steinebach (2. Violine), Friederike Trove (Viola) und Isabel Martin (Violoncello), die zusammen das Koblenzer Streichquartett Mélange bilden und in Lahnstein mit Enrico Tosellis "Serenade", später dann mit dem zum Träumen anregenden Largo aus Francesco Manfredinis "Weihnachtskonzert" begeisterten - eine weitere aparte Facette in diesem ungemein vielgestaltigen Konzert.

Dazu kam die eine oder andere pfiffige Idee, der eine oder andere dramaturgische Kniff, der dem Abend zusätzliche Kurzweil und Würze verlieh - etwa, als der Frohsinn zum Wiedereinstieg nach der Pause den "Andachtsjodler" auf der zur Empore führenden Treppe sang. Während die Chormitglieder anschließend zu ihrem angestammten Platz auf der Bühne zurückkehrten, erklang das "Lied ohne Worte" in E-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy - hervorragend gespielt von Pianist Gerhard Wöllstein aus Bad Sobernheim, der zudem als erstklassiger Klavierbegleiter fungierte. Auch er ist übrigens ein "alter Bekannter" des Männerchors Frohsinn, hat er doch schon mehr als zehn Mal dessen Chorkonzert bereichert.

Logisch, dass diejenigen Programmpunkte, bei denen alle Mitwirkenden gemeinsam auf der Bühne standen, zu den Höhepunkten des Abends zählten. Edvard Griegs mit ihrer aparten Melodieführung bestechende Kantate "Landerkennung" in der ersten, aber auch die Lieder "Transeamus usque Bethlehem" und "Jerusalem" in der zweiten Konzerthälfte gehörten dazu.

Vorfreude auf das Fest
Apropos zweite Konzerthälfte: Sie galt natürlich wieder ganz der Vorfreude auf das Fest - was sich außer in der weihnachtlichen Musik, die von dem vom Solisten vorgetragenen, in seiner Schlichtheit bestechenden Lied "Still, still, weil's Kindlein schlafen will" bis zum vom Chor gesungenen, lautmalerischen "Trommellied" reichte, in den besinnlich bis humoristisch geprägten kleinen Texten niederschlug, die in altbewährter Manier Günter Sporenberg vortrug. Alles wie immer beim Adventskonzert des Lahnsteiner Traditionschors also? Ja und nein: Denn irgendwie schafft es der Frohsinn allen Konstanten zum Trotz immer wieder, eine einmalige Veranstaltung auf die Beine zu stellen.


Keine musikalischen Wünsche offen ließ der Männerchor Frohsinn bei seinem traditionellen Weihnachtskonzert. Foto: Bletzer